05 Dezember, 2014

Mutig sein


Jede Woche hole ich an einem Tag, zusammen mit meiner Tochter Aila, Sylvyn vom Kindergarten ab.

Einmal habe ich zu Sylvyn gesagt: „Weißt du was ich heut machen will? Ich will heute mutig sein! Ich werde in der S-Bahn jemanden ansprechen und den was fragen.“ Sylvyn schaute mich komisch an und hat mich, glaube ich, nicht ernst genommen.

Als wir in der S-Bahn waren habe ich zu Sylvyn gesagt: „Such du aus wen ich ansprechen soll!“ Sylvyn meinte darauf zu mir: „Nee, will ich nicht. Was du vorhast macht Keiner!“

OK, ich schaute mich um. Es gab nur einen Mann, der zum Ansprechen in Frage kam, alle anderen Fahrgäste schliefen oder hörten Musik. Mir war direkt klar, dass es dieser Mann wahrscheinlich doof finden wird wenn ich ihn anspreche. Aber ich habe gesagt ich machs. Also habe ich mich neben den Mann gesetzt und gesagt: „Hallo, wie geht es Ihnen?“ Er antwortete in einem wütenden Tonfall: „Bis jetzt, ging es mir gut!“ Ich war etwas verunsichert, aber fragte trotzdem weiter: „Und wie geht es ihnen jetzt?“ „Jetzt geht’s mir nicht mehr gut!“ kam von ihm als Antwort. „Weil ich sie angesprochen habe?“ meinte ich. „Ja, ich mag das nicht!“ sagte er. Ich verabschiedete mich mit den Worten: „Na gut, dann geh ich wieder rüber“ und setzte mich zurück zu Sylvyn.

Sylvyn sagte nichts dazu, aber ich glaube er war schon ein bisschen von meinem Mut beeindruckt.

Vor ein paar Tagen, habe ich es wieder gemacht. Diesmal haben Sylvyn und ich vorher vereinbart, dass ich jemanden anspreche und den frage ob er das Sams kennt.
Die Frau kannte das Sams nicht, ich kenne es auch nicht gut und Sylvyn hat sich nicht getraut zu erzählen wer oder was das Sams ist.

Vielleicht beim nächsten Mal! Ich würde mich freuen wenn sich Sylvyn von meinem Mut anstecken lässt!

Sandra